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Remembering Colonial History in East Asia: 100 years after the Kantō Massacre

History deniers are everywhere in the world. They try to forget and even justify colonial violence. This project is an attempt to resist such tendencies.

100 years ago in Japan, on September 1, 1923, the Tokyo/Kantō region was shaken by a devastating earthquake, the Great Kantō Earthquake. This earthquake claimed many times more victims than the Great East Japan Earthquake of 2011. Many Koreans also lived there, who had come to Japan as a result of the Japanese invasion and domination. They left their home country due to the colonial deprivations which started in the late 19th century.

Within days of the earthquake, gruesome massacres were committed. At least 6,000 Koreans and 700 Chinese people were killed by the army, police, and civilian vigilantes of the time. These massacres were incited by false rumors that “Koreans and communists had poisoned wells”. It was later proven that the Japanese government’s Ministry of the Interior was involved in spreading this rumor. In the course of these pogroms, more than a dozen socialists, anarchists, and communists were also murdered.

To this day, however, the Japanese government has refused to acknowledge its responsibility for this and has not conducted investigations on its own. Only local civic groups have launched investigations and held commemorations, and the Japanese government and local authorities have been rather more active in denying and forgetting the story. Chief Cabinet Secretary Matsuno said at a press conference on August 30, 2023, that the government has no record of the massacre. Tokyo Governor Koike has continued to refuse to contribute to the commemorations with official obituaries since 2017. Although there are many documents, including official documents, that prove the fact of the massacre, the right-wing politicians in power in Japan refuse to acknowledge that the massacre even took place.

Over the past 100 years, Japan has colonized various regions, including Korea, Taiwan, and parts of China. It also conquered large parts of Southeast Asia during World War II, committing numerous war crimes in the process. Even after its defeat in the war, Japan has always maintained its colonialist stance. This is evident when one considers that even today, whenever an earthquake or other disaster occurs in Japan, rumors still circulate accusing Koreans, Chinese, or other “foreigners” of Asian background of having committed various crimes.

This clearly shows that a society that does not acknowledge its own past crimes and strives to forget them runs the risk of such crimes occurring again.

Today, 100 years after the Kantō Massacre, we call for the Japanese government to take responsibility for this massacre, bring the truth to light, reflect on its colonial past, and actively work for a society without racism. We appeal to the international community to turn its attention to this matter.


East Asia Anticolonial

We are migrants from East Asia, including Japan. Our task is to fight against the denial of colonial violence in the past and present and to dismantle existing structures of dominance and discrimination in our home countries and worldwide.

Erinnern an die Kolonialgeschichte in Ostasien: 100 Jahre nach dem Kantō-Massaker

Auf der ganzen Welt gibt es Tendenzen, koloniale Gewalt zu vergessen und sogar zu rechtfertigen. Unser Projekt ist ein Versuch, sich gegen solche Bestrebungen zu widersetzen.

Vor genau 100 Jahren, am 1. September 1923, wurden Tokio, Japan und die gesamte Kantō-Region von einem verheerenden Erdbeben, dem Großen Kantō-Erdbeben, erschüttert. Dieses Erdbeben forderte deutlich mehr Opfer als das Große Ostjapan-Erdbeben 2011. In dieser Region lebten auch viele Koreaner*innen, die in der Folge der japanischen Invasion, der Kolonialherrschaft und den damit verbundenen Entbehrungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nach Japan gekommen waren. Innerhalb weniger Tage nach dem Erdbeben wurden grausame Massaker verübt. Mindestens 6.000 Koreaner*innen und 700 Chines*innen wurden von der damaligen Armee, der Polizei und zivilen Bürgerwehren getötet. Diesen Massakern gingen falsche Gerüchte voran, dass „Koreaner*innen und Kommunist*innen Brunnen vergiftet hätten“. Es wurde später wissenschaftlich nachgewiesen, dass das Innenministerium der japanischen Regierung an der Verbreitung dieser Gerüchts beteiligt war. Im Zuge dieser Pogrome wurden auch mehr als ein Dutzend Sozialist*innen, Anarchist*innen und Kommunist*innen ermordet.

Bis heute hat die japanische Regierung sich jedoch geweigert, ihre Verantwortung dafür anzuerkennen und keine Aufarbeitung der Geschehnisse und ihrer Folgen veranlasst. Während lokale Bürgerinitiativen Untersuchungen eingeleitet und Gedenkfeiern veranstaltet haben, waren die japanische Regierung und lokale Behörden aktiver darin, die Geschichte zu leugnen und zu vergessen. Kabinettschef Matsuno sagte auf einer Pressekonferenz am 30. August 2023, dass der Regierung keine Aufzeichnungen über das Massaker vorliegen. Die Gouverneurin von Tokio, Koike, hat sich seit 2017 weiterhin geweigert, mit offiziellen Nachrufen zu den Gedenkfeiern beizutragen. Obwohl es viele Dokumente, einschließlich amtlicher Dokumente, gibt, die die Tatsache des Massakers belegen, weigern sich die rechtsgerichteten Politiker*innen an der Macht in Japan, anzuerkennen, dass das Massaker überhaupt stattgefunden hat.

Im Verlauf der letzten 100 Jahre hat Japan verschiedene Regionen, darunter Korea, Taiwan und Teile Chinas, kolonisiert. Darüber hinaus hat es im Zweiten Weltkrieg weite Teile Südostasiens erobert und dabei zahlreiche Kriegsverbrechen begangen. Selbst nach der Niederlage im Krieg hat Japan seine kolonialistische Haltung stets beibehalten. Dies wird offensichtlich, wenn man bedenkt, dass nach wie vor bei jedem auftretenden Erdbeben oder anderen Katastrophen in Japan immer noch Gerüchte kursieren, die Koreaner*innen, Chines*innen oder andere „Ausländer*in“ mit asiatischem Hintergrund beschuldigen, verschiedene Verbrechen begangen zu haben. Das zeigt deutlich, dass eine Gesellschaft, die vergangene eigene Verbrechen nicht anerkennt und sich bemüht, diese zu vergessen, Gefahr läuft, dass sich solche Verbrechen erneut ereignen.

Heute, 100 Jahre nach dem Kantō-Massaker, rufen wir dazu auf, dass die japanische Regierung die Verantwortung für dieses Massaker übernimmt, die Wahrheit ans Licht bringt, ihre koloniale Vergangenheit reflektiert und sich aktiv für eine Gesellschaft ohne Rassismus einsetzt. Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, ihr Augenmerk auf diese Angelegenheit zu richten.


Ostasien Antikolonial

Wir sind Migrant*innen aus Ostasien, einschließlich Japan. Unsere Aufgabe besteht darin, gegen die Verleugnung kolonialer Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart anzukämpfen und mit Informationskampagnen bestehende Strukturen von Dominanz und Diskriminierung in unseren Heimatländern sowie weltweit abzubauen.

東アジアにおける植民地支配の記憶: 関東大震災時の虐殺から100年

植民地支配下の暴力を忘却し正当化さえしようとする動きが世界の至るところにはびこっています。これはそのひとつに抗おうとする試みです。

100年前の1923年9月1日、関東大震災が東京・関東地方を襲い、2011年の東日本大震災の数倍の死傷者が発生しました。そこは19世紀後半からの日本による侵略・植民地支配と収奪の結果、日本に渡ってきた数多くの朝鮮人たちが暮らす社会でもありました。そして数日以内に少なくとも6000人の朝鮮人と700人の中国人が当時の軍隊や警察、一般市民による自警団によって虐殺されました。虐殺の原因となったのは「朝鮮人や共産主義者が井戸に毒を入れた」という事実無根の流言でした。この流言の拡大には日本政府の内務省が関わっていたことが明らかになっています。同時に十数名の社会主義者、アナキスト、共産主義者たちも虐殺されました。

しかし日本政府は現在に至るまで自身の責任を認めようとせず、被害の調査も行ってきませんでした。各地域の市民グループによって真相究明調査と追悼式が行われているのみで、日本政府や各自治体はむしろ歴史を否定・忘却することに積極的です。松野官房長官は政府内に虐殺の事実を把握する記録がないと8月30日の記者会見で述べました。東京都の小池都知事は2017年より追悼式に追悼文を送ることを拒否し続けています。実際には公文書を含め多くの虐殺の事実を裏付ける資料が残っているにも関わらず、日本の政権をにぎる右派政治家たちは虐殺が起こったことすら認めようとしません。

この100年のあいだ、日本は朝鮮や台湾、中国の一部を植民地化し、最終的には第二次世界大戦において東南アジア全域を侵略し、様々な戦争犯罪を起こしました。その戦争に負けてからも植民地主義的な姿勢を維持し続けています。日本では地震などの災害が起こるたびに、いまでも朝鮮人や中国人(あるいはその他のアジアにルーツを持つ「外国人」)が犯罪をしているという流言が流れるのは、このことを裏付けています。過去の過ちを認めず忘却しようとする社会はまた同じことを繰り返すのです。

関東虐殺から100年の今日、わたしたちはいまこそ日本政府が100年前の虐殺の責任を認め、真相解明に取り組むこと、そして植民地支配を反省し、人種差別のない社会の実現に向けて取り組むことを要求します。そしてわたしたちはこの問題に対して国際社会の注視を求めます。


Ostasien Antikolonial

私たちは東アジア(日本を含む)から来た移民たちであり、東アジアそして世界における植民地主義の暴力の忘却に抗い、現在まで続く支配と差別の構造を変革しようと望むものである。

Korean description of the image.

铭记东亚殖民史:关东大屠杀百年祭

世界各地都存在遗忘殖民暴行、乃至为之辩护的倾向。我们的项目试图抵抗这种趋势。

整整 100 年前的 1923 年 9 月 1 日,关东大地震发生了。这场地震给日本东京和整个关东地区造成了毁灭性的破坏,其遇难者人数大大超过了 2011 年的东日本大地震。关东地区也居住着许多朝鲜人,他们是 19 世纪末以来因为日本的侵略、殖民统治和贫困而来到日本的。地震发生后几天内,就发生了惨无人道的大屠杀。至少 6000 名朝鲜人和 700 名中国人被当时的军队、警察和民间自警团杀害。大屠杀是由一条谣言引发的:据称“朝鲜人和共产党人在井里下毒”。后来学者证明,日本政府的内务省参与传播了这一谣言。与此同时,还有十余名社会主义者、无政府主义者和共产党人被杀害。

然而,日本政府至今仍然拒绝承认其责任,也没有对损害进行调查。地方民间团体进行了调查并举行了纪念活动,日本政府和地方当局却更加积极地否认和遗忘这一事件。内阁官房长官松野在 2023 年 8 月 30 日的记者招待会上说,政府内部没有关于大屠杀的记录。东京都知事小池从2017年起不再向纪念活动发送追悼词。尽管有许多文件,包括官方文件,证明了大屠杀的事实,但日本当权的右翼政客拒绝承认大屠杀的存在。

在过去的100年间,日本对许多地区进行了殖民统治,包括朝鲜、台湾和中国部分地区。二战期间,日本还征服了东南亚大片地区,在此过程中犯下了无数战争罪行。战败后,日本仍坚持其殖民主义立场。以下现象明显证明了这一点:每当日本发生地震或其他灾难时,都总有谣言指责韩国人、中国人或其他具有亚洲背景的“外国人”,声称是他们犯下了过错。 这清楚地表明,一个社会如果不承认过去的罪行,并致力于忘记罪行,那么这些罪行就有可能再次发生。

在关东大屠杀 100 年后的今天,我们呼吁日本政府为这次大屠杀承担责任,揭露真相,反思殖民历史,积极建设一个没有种族主义的社会。我们呼吁国际社会关注此事。


东亚反殖民小组

我们是来自东亚(包括日本)的移民。我们的任务是:对抗那些否认过去和当下殖民主义暴力的行为,并通过宣传教育,在我们的祖国和世界范围内消除现存的结构性支配和歧视。

September 2023, Berlin